Ich möchte niemandem die diskutierten Volumenvliese abspenstig machen! Ich habe aber schon von Problemen beim Maschinenquilten gehört - und nicht nur von einer Quilterin, sondern von mehreren bzw. vielen! Es lag eindeutig am Vlies, nicht an der Nadel, nicht an der Maschine, nicht am Garn. Und natürlich: das kann einem auch bei einem Qualitätsvlies passieren, irgendein Faktor spielt nicht so mit, wie man gerne möchte, Abhilfe leistet meistens eine andere Nadel, ein anderes Garn...
Es gibt grundsätzlich einmal den Unterschied zwischen ungenadelten und genadelten Vliesen. Das bezieht sich auf die Art, wie die Fasern des Vlieses zusammengehalten werden. Vielleicht gibt es auch noch andere Sorten, ich kenne diese beiden...
Bei ungenadelten Vliesen gibt es thermisch verbundene, d.h. durch Verschmelzen verbundene Fasern im Vlies, oder auch durch Klebstoffe verbundene Fasern. Der Nachteil ist, sie sind entweder hart, oder aber die Vliesfasern können sich verschieben, wenn nur die Oberfläche verklebt oder verschmolzen ist. Und: wenn sich die Klebung bzw. Schmelzung aus irgendeinem Grund löst (zu warm gewaschen, zu warm getrocknet, chemische Einflüsse durch Waschmittel), wandern die Fasern durch den Quilt-Stoff nach außen, es bildet sich das unschöne Pilling. Ich habe einen Quilt, bei dem das so ist, das ärgert mich tierisch! Würde ich NIE wieder machen!
Eins sei gesagt: je billiger das Vlies, desto weniger aufwändig war die Herstellungsmethode. Die Qualitäts-Endkontrolle übernehmen vermutlich die Quilter.
Genadelte Vliese sind wie mit einer Art Drahtbürste verhakte Fasern, manche auch noch mit einem hauchdünnen Polypropylen-Vlies in der Mitte des Vlieses verstärkt. Diese verstärkten Vliese (Warm & Natural, Freudenberg Cotton 275) kann ich nicht guten Gewissens zum Handquilten empfehlen, jedenfalls nicht, wenn die Quilterin schöne, kleine Stiche machen möchte, dabei bricht man sich entweder Nadel oder Finger, aber zum Maschinenquilten sind sie unschlagbar gut, weil sich nichts schieben kann. Vliese ohne dieses Verstärkungsvlies gibt es in vielen Ausführungen - Quilter's Dream Cotton oder Poly, Hobbs Heirloom Cotton, Natural Cotton und wie sie alle heißen. Auch ohne Verstärkungsvlies sind genadelte Vliese relativ reißfest, d.h. man kann sie beim Ausbreiten ruhig kräftig mit der Hand ausstreichen, das zerreißt nicht! Und genadelte Vliese lassen die Wärme nicht nach außen, isolieren deutlich besser.
Es gibt auch noch einige wenige Hersteller, die ungenadelte, ungeklebte Vliese herstellen: Fairfield Cotton Classic (80% Baumwolle, 20% Polyester) zum Beispiel. Dieses Vlies hat allerdings außen eine Beschichtung, die man vor der Verarbeitung zum HANDquilten unbedingt entfernen sollte. Soweit ich weiß, ist das eine Art Silikonbeschichtung, die es ermöglicht, das ungenadelte Baumwollvlies überhaupt auseinander rollen zu können, wenn man es aus der Packung holt. Nur darf man nie den Fehler machen, das einfach in der Maschine "vorwaschen" zu wollen - man hat nachher nur noch Flusen in der Maschine. Ich liebe es aber zum dichten Maschinenquilten - es rutscht nämlich so gut wie gar nicht im Sandwich!
Beim Seidenvlies fühlt sich wunderbar weich an ... herrlich kühl, wenn man den Quilt auf die Beine legt.
Zur Dicke des Vlieses kann ich aus eigener Erfahrung nur eins sagen: je dicker das Vlies, desto schlechter läßt es sich quilten, um so mehr Tricks braucht man, um den Quilt "schön" hin zu bekommen. Auch die Dicke ist Geschmackssache! Dick heißt nicht gleich WARM - mein erster Quilt mit 10 cm dickem Vlies ist absolut nicht warm, sondern nur SCHWER. Dafür habe ich einen Quilt mit relativ dünnem Wollvlies gequiltet - herrlich warm UND leicht. Und einen mit dünnem Polyvlies Freudenberg 248 - der ist nicht mal doppelt gelegt warm! Ich fühle auf alle Fälle die Vliese, die ich verwende, vorher gut an, ich nehme sie zwischen zwei Finger und schiebe hin und her. Wenn sich das schiebt wie auf Schmierseife, lasse ich die Finger davon. Das schiebt sich beim Heften schon, und erst recht beim Quilten. Beim Maschinenquilten besonders schlimm, weil sich der obere Stoff mitschiebt, und man bekommt überall Falten.
Am allerbesten ist es, man macht einen Test mit den unterschiedlichen Vliesen, denn die Geschmäcker in punkto Vlies sind doch sehr unterschiedlich. Ich habe nach über 20 Jahren Quiltens meine Lieblingsvliese durch Ausprobieren gefunden... seither mache ich von jedem neuen Vlies ein Kissen als Teststück, das wird nämlich benutzt, gewaschen, benutzt.... und so kann man an einem kleinen Teil gleich sehen, ob man es "mag".