Fr 13. Apr 2018, 18:27
Die Verarbeitung schwieriger Garne (llaaaaaang!)
Wie kann man schwierige Garne wie z.B. Metallicgarne in der Nadel verarbeiten? Man sollte bedenken, daß man Garne, die sich nicht als Oberfaden verarbeiten lassen, durchaus in der Unterfadenspule verwenden kann und das Arbeitsstück dann einfach umdreht. Das nennt sich auch Bobbinwork.
Wenn man nun aber diese Art Garne oben verwenden will?
- Gutes Metallic- oder sonstiges besonderes Garn verwenden. Ja, die gibt es! YLI und Superior z.B., das sind feine Metallicgarne mit Harzbindung, die nicht an der Nadel zerfasern. Gutes, flaches Garn (sieht aus wie Lametta, nennt sich Sliver) ist Superior Glitter.
- Die richtige Wicklung ist wichtig! Einige Garne haben eine Kreuzwicklung, d.h. das Garn wandert auf der Spule von oben nach unten, diese Garne sollten von oben abgewickelt werden (wie Konen bei der Overlock), sich also nicht drehen. Andere Garne wiederum sind parallel gewickelt, und diese Garne sollten sich drehen können während des Nähens. Man kann das ganz einfach ausprobieren, in dem man ein flaches Garn (sliver) von oben her abrollt, das wird sich ganz stark verdrehen. Würde man so ein Garn auf der Maschine von oben abwickeln lassen, geht es schon verdreht durch die Nadel, es verdreht sich immer mehr, je länger man näht, es gibt einen Knoten vor der Nadel, und der Faden reißt. Das gilt übrigens nicht nur für Sliver und Metallic, sondern für alle Garne, auch aus Baumwolle! Ganz einfach: Kreuzwickel nicht drehen lassen, Parallelwickel drehen lassen bei Nähen. Und dazu wurden unterschiedliche Spulenhalter entwickelt: stehende für Parallelwickel (außer bei Schnellnähern wie Brother 1500, Grand Quilter, Mega Quilter, Juki usw., da wird das Garn des stehenden Spulenhalters von oben abgenommen = für Kreuzwickel), liegende für Kreuzwickel. Wer nur eine Möglichkeit an der Nähmaschine hat, es gibt einen Garnrollenhalter zum Aufstecken für sowohl als auch, d.h. aus einem stehenden Halter kann man einen liegenden machen und umgekehrt. Geniales Teil, ich verlinke es unten.
Bei Kreuzspulen kann man normalerweise nichts falsch machen, wenn man sie auf den Garnrollenhalter setzt: sie haben meist ein dickeres Ende. Aber es gibt auch Kreuzwickel, wo man das nicht sieht! Kleiner Trick: Spule auf den Tisch legne, ca. 50-70 cm abziehen (so, daß sich die Spule nicht dreht!), das Garnende Richtung Garnrolle legen. Schnurrt das Garn zusammen, war es das falsche Ende. Das muss nach unten bzw. hinten auf den Garnrollenhalter. Verdreht es sich nicht oder kaum, ist es das richtige Ende. Europäische und amerikanische Garne sind unterschiedlich gezwirnt (=gedreht), also aufgepasst!
- Die Oberfadenspannung soweit lockern, daß es noch ein schönes Stichbild ergibt. Darauf achten, daß beim Verstellen der Oberfadenspannung das Füßchen UNTEN ist (so wie es beim Einfädeln in die Nadel OBEN stehen muss). Eventuell muss ein feinerer Faden in die Unterfadenspulen, damit die Stiche gleichmäßig aussehen. Falls das ein unsichtbarer Faden sein sollte, darauf achten, daß LANGSAM aufgespult wird, und die Spule höchstens halb gefüllt wird.
- Topstitch Nadel verwenden, Sytem 130N (N= Nachsticknadel), mindestens #100 oder 110.
- Feststellen, ob die Nähmaschine eine computergesteuerte Fadenspannung hat - entsprechend das Garn schmieren. Bei alten Nähmaschinen kann man Sewer's Aid verwenden, das ist eine Art flüssiges Silikon. Es reicht schon, während des Nähens immer mal wieder einen Strich über die Garnrolle zu machen. Bei neueren Maschinen mit Automatik kann auch ein Stückchen Filz *nach* der Fadenspannung anbringen, und dort ein wenig Sewer's Aid aufträufeln, das Garn darüber laufen lassen. Dort immer mal wieder nachträufeln.
- Verhindern, daß das Garn von der Spule fällt. Sehr rutschige Garne wie Madeira Rayon fallen gerne von der Spule, dann reißt der Faden auch schnell. In dem Fall ein Garnrollennetz verwenden (gibt's bei
http://www.suesquiltshop.de) oder die Netze von Knoblauch aufbewahren, evtl. enger nähen, wenn die Spulen zu klein dafür sind, eine günstige Alternative ;-) auch zur Aufbewahrung von Garnrollen empfohlen! Alternativ kann man, wenn man einen zweiten stehenden Garnrollenhalter hat, dort einen dicken Trinkhalm stecken, ein Loch in der Höhe der Oberkante der Spule schneiden, dort das Garn durchfädeln, dann kann es auch nicht so leicht herunterfallen.
- Manche Nähmaschinen haben als letzte Einfädelstation einen Haken, wie manche Berninas, und da kann man gut beobachten, wie die Garne zerfleddern. Ich lasse diese Einfädelstation aus und klebe mir dafür eine Sicherheitsnadel oder Büroklammer an die Maschine.
Hier der Link zum
Garnrollenhalter