Fr 4. Okt 2019, 07:31
Flanellquilts sind schön kuschelig und weich, aber man sollte einiges beachten:
Flanell ist lockerer gewebt, deshalb läuft Flanell mehr ein und kann sich auch ziemlich verziehen. Man muss auch vorsichtig sein mit dem Auftrennen von Nähten., denn Flanell ist empfindlicher, beim Auftrennen kann es Löcher geben!
Man sollte beim Kauf auf Qualität achten. Gute Qualität lässt sich einfacher verarbeiten als minderwertigere Qualität. Günstiger Flanell kann dickere und dünnere Stellen haben, den würde ich dann nicht verwenden. Allerdings kann das auch bei teuren Flanellen der Fall sein, also auf alle Fälle gegen das Licht halten und darauf achten, daß er gleichmäßig dick ist. Dünne Stellen scheuern schneller durch.
Flanell-Bettwäsche oder -Laken können eine gute Alternative sein, vorausgesetzt, der Stoff ist gleichmäßig (siehe oben). Man kann auch mit gebrauchten Flanellhemden Quilts nähen, aber auch dort auf die abgetragenen Stellen verzichten.
Flanell kann u.U. 5% einlaufen. Normale Baumwollstoffe laufen 1-3% ein - die Menge also reichlich berechnen!
Flanell kann auch schmaler auf dem Ballen liegen als normale Baumwollstoffe, auch das muss man beim Stoffverbrauch berücksichtigen.
Wenn man noch nie mit Flanell gearbeitet hat, sollte man anfangs einfache Muster wählen, möglichst keine Dreiecke oder generell schrägen Fadenlauf, weil sich Flanell viel mehr dehnt.
Weil Flanell so leicht ausfranst, eignet er sich gut für Rag(time) Quilts. Das Ausfransen kann man etwas eindämmen, in dem man die Stoffe stärkt. Die Nahtzugabe sollte aus diesem Grund 1/2" statt 1/4" breit sein! Man kann die Teile auch vorher mit der Overlock versäubern!
Vorwaschen: JA! Mindestens zwei Mal, und so heiß wie möglich! Und noch leicht feucht HEISS bügeln! Ohne Dampf! Dampf verzieht die Teile gerne!
Allerdings würde ich Pre-Cuts aus Flanell nicht in der Waschmaschine vorwaschen, sondern höchstens in der Salatschleuder.
Wenn man mit Streifen arbeitet, lieber parallel zur Webkante zuschneiden, und nicht quer dazu. Die Schußrichtung dehnt sich viel mehr!
Ein Rollschneider dehnt den Flanell nicht beim Schneiden, ist also besser als eine Schere.
Zum Nähen von Flanell eventuell einen Obertransport verwenden. Einfach mal vorher testen, ob es mit dem Standardfuß geht, und wie es mit einem OT genäht aussieht, und dann entscheiden, welcher Fuß besser ist.
Flanell bleibt überall hängen, z.B. am unteren Transport. Eventuell muss der Füßchendruck verringert werden, damit die Maschine richtig transportiert. Zur Not Butterbrotpapier oder wasserlösliches Stickvlies drunter legen!
Flanell macht die Nadeln schneller stumpf, heißt es. Also evtl. mal öfter eine neue Nadel einsetzen.
Flanell staubt sehr stark - die Maschine muss viel öfter gereiningt und geölt werden als sonst!
Flanell haftet gut an sich selber, man braucht weniger (Sicherheits-/Steck-)Nadeln als bei glatter Baumwolle!
Die Kombination von Flanell und ungenadeltem Woll- oder Polyestervlies verträgt sich nicht gut. Vor allem dann nicht, wenn die NZG auch noch offen gebügelt wurden. Wolle und Polyester tendieren zum kriechen! Baumwollvlies eignet sich hier einfach besser. Und wenn Wolle oder Poly, dann nur genadelte Vliese!
Flanell lässt sich schlechter von Hand quilten. Wenn von Hand, dann empfehle ich Perlgarn No. 16, oder ein sehr dickes Nähgarn Stärke 12-30.