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Die Verarbeitung schwieriger Garne (llaaaaaang!)

Sa 7. Dez 2019, 22:12

Wie kann man schwierige Garne wie z.B. Metallicgarne in der Nadel verarbeiten? Man sollte bedenken, daß man Garne, die sich nicht als Oberfaden verarbeiten lassen, durchaus in der Unterfadenspule verwenden kann und das Arbeitsstück dann einfach umdreht. Das nennt sich auch Bobbinwork.

Wenn man nun aber diese Art Garne oben verwenden will?

- Gutes Metallic- oder sonstiges besonderes Garn verwenden. Ja, die gibt es! YLI und Superior z.B., das sind feine Metallicgarne mit Harzbindung, die nicht an der Nadel zerfasern. Gutes, flaches Garn (sieht aus wie Lametta, nennt sich Sliver) ist Superior Glitter.

- Die richtige Wicklung ist wichtig! Einige Garne haben eine Kreuzwicklung, d.h. das Garn wandert auf der Spule von oben nach unten, diese Garne sollten von oben abgewickelt werden (wie Konen bei der Overlock), sich also nicht drehen. Andere Garne wiederum sind parallel gewickelt, und diese Garne sollten sich drehen können während des Nähens. Man kann das ganz einfach ausprobieren, in dem man ein flaches Garn (sliver) von oben her abrollt, das wird sich ganz stark verdrehen. Würde man so ein Garn auf der Maschine von oben abwickeln lassen, geht es schon verdreht durch die Nadel, es verdreht sich immer mehr, je länger man näht, es gibt einen Knoten vor der Nadel, und der Faden reißt. Das gilt übrigens nicht nur für Sliver und Metallic, sondern für alle Garne, auch aus Baumwolle! Ganz einfach: Kreuzwickel nicht drehen lassen, Parallelwickel drehen lassen bei Nähen. Und dazu wurden unterschiedliche Spulenhalter entwickelt: stehende für Parallelwickel (außer bei Schnellnähern wie Brother 1500, Grand Quilter, Mega Quilter, Juki usw., da wird das Garn des stehenden Spulenhalters von oben abgenommen = für Kreuzwickel), liegende für Kreuzwickel. Wer nur eine Möglichkeit an der Nähmaschine hat, es gibt einen Garnrollenhalter zum Aufstecken für sowohl als auch, d.h. aus einem stehenden Halter kann man einen liegenden machen und umgekehrt. Geniales Teil:

https://www.suesquiltshop.de/shop/index ... _7423/sed/

Bei Kreuzspulen kann man normalerweise nichts falsch machen, wenn man sie auf den Garnrollenhalter setzt: sie haben meist ein dickeres Ende. Aber es gibt auch Kreuzwickel, wo man das nicht sieht! Kleiner Trick: Spule auf den Tisch legen, ca. 50-70 cm abziehen (so, daß sich die Spule nicht dreht!), das Garnende Richtung Garnrolle legen. Schnurrt das Garn zusammen, war es das falsche Ende. Das muss nach unten bzw. hinten auf den Garnrollenhalter. Verdreht es sich nicht oder kaum, ist es das richtige Ende. Europäische und amerikanische Garne sind unterschiedlich gezwirnt (=gedreht), also aufgepasst!

- Die Oberfadenspannung soweit lockern, daß es noch ein schönes Stichbild ergibt. Darauf achten, daß beim Verstellen der Oberfadenspannung das Füßchen UNTEN ist (so wie es beim Einfädeln in die Nadel OBEN stehen muss). Eventuell muss ein feinerer Faden in die Unterfadenspulen, damit die Stiche gleichmäßig aussehen. Falls das ein unsichtbarer Faden sein sollte, darauf achten, daß LANGSAM aufgespult wird, und die Spule höchstens halb gefüllt wird.

- Topstitch Nadel verwenden, Sytem 130N (N= Nachsticknadel), mindestens #100 oder 110.

- Feststellen, ob die Nähmaschine eine computergesteuerte Fadenspannung hat - entsprechend das Garn schmieren. Bei alten Nähmaschinen kann man Sewer's Aid verwenden, das ist eine Art flüssiges Silikon. Es reicht schon, während des Nähens immer mal wieder einen Strich über die Garnrolle zu machen. Bei neueren Maschinen mit Automatik kann auch ein Stückchen Filz *nach* der Fadenspannung anbringen, und dort ein wenig Sewer's Aid aufträufeln, das Garn darüber laufen lassen. Dort immer mal wieder nachträufeln. Inzwischen gibt es auch "Thread Magic Cube", das ist ein kleiner Behälter mit Fadenwachs, den man an die Maschine klebt und das Garn darüber laufen lässt.

- Verhindern, daß das Garn von der Spule fällt. Sehr rutschige Garne wie Madeira Rayon fallen gerne von der Spule, dann reißt der Faden auch schnell. In dem Fall ein Garnrollennetz verwenden (gibt's bei http://www.suesquiltshop.de) oder die Netze von Knoblauch aufbewahren, evtl. enger nähen, wenn die Spulen zu klein dafür sind, eine günstige Alternative ;-) auch zur Aufbewahrung von Garnrollen empfohlen! Alternativ kann man, wenn man einen zweiten stehenden Garnrollenhalter hat, dort einen dicken Trinkhalm stecken, ein Loch in der Höhe der Oberkante der Spule schneiden, dort das Garn durchfädeln, dann kann es auch nicht so leicht herunterfallen.

- Manche Nähmaschinen haben als letzte Einfädelstation einen Haken, wie manche Berninas, und da kann man gut beobachten, wie die Garne zerfleddern. Ich lasse diese Einfädelstation aus und klebe mir dafür eine Sicherheitsnadel oder Büroklammer an die Maschine.

Re: Die Verarbeitung schwieriger Garne (llaaaaaang!)

So 8. Dez 2019, 11:36

Susanne, das war alles heute sehr aufschlussreich. Da hatte ich vieles noch nicht gewusst. Hab mir aber auch noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich steck halt die Spule einfach auf die Maschine und nähe. Vielleicht ist meine Pfaff da auch sehr genügsam und wird mit allem fertig. :scratch

Re: Die Verarbeitung schwieriger Garne (llaaaaaang!)

So 8. Dez 2019, 13:59

Galadriel hat geschrieben:Susanne, das war alles heute sehr aufschlussreich. Da hatte ich vieles noch nicht gewusst. Hab mir aber auch noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich steck halt die Spule einfach auf die Maschine und nähe. Vielleicht ist meine Pfaff da auch sehr genügsam und wird mit allem fertig. :scratch


Liebe Rita, dem kann ich dir nur zustimmen. Meine alte Pfaff Nähmschine hat keine Zicken gemacht. Das Garn war ihr schnuppe. Sie hat brav genäht. Meine neuen machen Sachen, da staune ich immer wieder. Und das auch nicht gleich am Anfang, sondern auch gerne mal zwischendurch und mittendrin und dann stehe ich da und kann es nicht glauben und dann geht die Fehlersuche los. Nicht immer lustig!

Re: Die Verarbeitung schwieriger Garne (llaaaaaang!)

So 8. Dez 2019, 14:29

Ich kann mich nur anschließen; erstmal war ich ziemlich verwirrt, aber da meine 45 Jahre alten Singer (ich habe zwei baugleiche) sich weder über Nadeln noch über Garne beschweren, habe ich mich wieder beruhigt...
Es kann natürlich auch daran liegen, das ich nicht mit schwierigen Garnen wie etwa Metallic nähe, sondern mit Baumwolle oder Polyester.
Hoffentlich fällt mir Dein Beitrag ein, Susanne, falls ich mal vor dem Problem stehen (oder besser sitzen) sollte.
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